Wird der Partner am Anfang einer Beziehung auf ein Podest gehoben und idealisiert führt das oft zu einer unwillkürlich hohen Erwartungshaltung. Der Partner soll Seelenverwandter, perfekter Liebhaber und bester Freund zugleich sein, mit einem durch dick und dünn gehen und mit dem eigenen sozialen Umfeld gut zurechtkommen. Diese Haltung schürt bewusst oder unbewusst unrealistische Erwartungen und Ansprüche an den Partner, die verständlicherweise nur enttäuscht werden können.
Bilden sich dann scheinbar unüberbrückbare Konflikte, kann der Weg zu einem Paartherapeuten sinnvoll sein.
Hat ein Beziehungspartner zum Beispiel das Bedürfnis nach durchgängigem Kontakt mit dem Liebsten, möchte sozusagen mit ihm verschmelzen, kommt es oft zum Streit wenn der Andere sich etwas distanzieren möchte. Der Bindungsbedürftige fühlt sich dann vor den Kopf gestoßen und zurückgewiesen.
Da Erwartungen nicht per se schlecht sind sondern gewöhnliche Alltagsmotivatoren, ist es nicht das Ziel einer Paartherapie die Erwartungen an den Anderen möglichst niedrig zu halten, sondern es gilt vielmehr zu überprüfen ob diese realistisch sind.
Zwischenmenschliche Enttäuschungen sind besonders für anspruchsvolle Personen schwer zu verkraften. Bei eben jenen schwingt eine starke Unsicherheit darüber mit, ob sie der Partner überhaupt als liebenswert empfindet. Zeigt der Partner in solchen Situationen, dass ihm auch andere Menschen wichtig sind, kommt es oft zu starken Eifersuchtssituationen.
Ein Ziel in einer Paartherapie ist es Distanz zu den Erwartungen aufzubauen. Dies gelingt am besten auf einer humorvollen Ebene, da dadurch verhindert wird, dass das Gesagte vom Partner wie ein Vorwurf aufgenommen wird. Es muss letztendlich deutlich werden, dass beide Seiten Erwartungen haben, die jeweils nicht zur völligen Zufriedenheit des Partners erfüllt werden können. Zudem ist es wichtig den eigenen Erwartungen mit Humor zu begegnen und diese zu analysieren. Es kann sinnvoll sein herauszufinden wieso man diese Ansprüche entwickelt hat. Eine wichtige Voraussetzung für die Reduktion zu hoher Ansprüche ist die Konfrontation mit dem eigenen Schwarz-Weiß-Denken und den damit verbundenen Erwartungen. Wird man jedes Mal sauer, wenn der Partner sich abends alleine mit Freunden verabredet, könnte man sich zum Beispiel auf einen Kompromiss einlassen, indem man abwechselnd etwas gemeinsam unternimmt und dem Partner gleichzeitig festgelegte Freiräume zuspricht. Es muss dem eifersüchtigen Partner hier klar werden, dass die Freiräume nichts mit der Loyalität gegenüber der Beziehung zu tun haben und dass der Andere ihn dadurch nicht weniger liebt. Vielmehr führt das Aufbrechen solcher zwanghaft engen Beziehungen zu einer Festigung der Bindung zwischen den Partnern. Schlussendlich sollte das Paar durch eine Paartherapie zu der Erkenntnis gelangen, dass jeder seine Stärken und seine Schwächen hat und dass nur durch gegenseitige Wertschätzung und realistische Erwartungen, auf eine harmonische Beziehungsebene hingearbeitet werden kann.
Quellenhinweis: Redaktion MVZ Köln für Psychotherapie GmbH Odendahl & Kollegen
Hinweis: Der oben genannte Artikel ersetzt nicht den Besuch beim Psychologen, Arzt oder Therapeuten und ist nicht zur Selbsttherapie/-behandlung geeignet.
Aktuallisiert: 16.08.2017