Eltern zu werden ist für viele junge Paare ein Schritt, den viele gehen um in ihrer Beziehung zu wachsen. Die Rollenverteilung ist generell nicht mehr so eindeutig zu definieren wie noch vor ungefähr 50 Jahren oder vielleicht sogar 30 Jahren, jedoch gibt es auch heute noch einige Bereiche der Rollenverteilung, die noch Bestand haben, auch vor einem evolutionären Standpunkt.
Die Rolle des Vaters in der Erziehung in heterosexuellen Beziehungen ist sehr essentiell für die Entwicklung des Kindes, jedoch nicht so eindeutig definiert. Beide Eltern sollten schließlich nicht genau die gleiche Rolle erfüllen, das wäre weniger effektiv in der Erziehung als zwei Eltern die jeweils etwas individuelles mitbringen, um dem Kind bei der Erziehung zu begleiten.
Die Rolle der Mutter ist generell eindeutiger definiert. Die Nähe zum Kind ist oft anders, bedingt durch das Stillen z.B. Väter haben in ihrer Rollenverteilung eine etwas flexibeler Aufgabe. Das ist für viele junge Väter zu Beginn schwierig, denn sie müssen sich die Nähe zu ihrem Kind auf eine andere Art und Weise erarbeiten als die Mutter. Daher haben sehr viele Väter auch eine etwas distanziertere Beziehung zu ihren Kindern, weil von einem evolutionären Standpunkt her der Vater eigentlich nicht für die Beziehung der Kinder verantwortlich war.
Es wird oft gesagt, dass Männer erst wirklich erwachsen werden, wenn sie Väter werden und die Verantwortung annehmen. Das ist natürlich sehr einfach dargestellt und nicht sehr wissenschaftlich, jedoch zeigt die Aussage, dass es für die meisten Männer eine Art der Verantwortung darstellt, mit der sie so vorher noch nicht in ihrem Leben konfrontiert worden sind.
Nicht jeder Vater reagiert aber gleich gut oder gleich schlecht auf seine neue Rolle. Wenn man von dem Fall ausgeht, dass das Kind gewollt war, fällt es natürlich den meisten Vätern leichter in ihre Rolle hineinzuwachsen. Bei Kindern die nicht gewollt waren ist die Reaktion oft ambivalent. Viele Menschen freuen sich, viele wissen auch erst einmal nicht wie sie mit dieser Nachricht umgehen sollen. Das interessante von unserer Perspektive ist jedoch, wie sich die Rolle des Vaters, und wie der Mann diese Rolle auch annimmt, auf die Paarbeziehung auswirkt.
Viele Paare berichten, dass sich ihre Beziehung fundamental verändert nachdem sie ihr erstes Kind bekommen. Die Mutter ist sehr auf das Kind fokussiert, der Vater steht oft aussen vor und muss sich seine Aufmerksamkeit erarbeiten. Sowohl von dem Kind als auch von der Mutter.
Viele Väter berichten, dass sie das Gefühl haben ihre Beziehung sei schwierig. Die Zweisamkeit die vorherrschte sei, verständlicherweise sekundär, und beide müssten erstmal ihren Weg finden.
Die Mutter versucht sich in ihrer neuen Rolle als Mutter. Vielen Vätern fällt es aber erst einmal schwer, das im gleichen Ausmaß zu tun wie ihre Partner. Das ist auch erst einmal nicht weiter verwunderlich, denn wie vorhin schon angesprochen, ist der Mann evolutionär nicht darauf ausgelegt seine Ressorucen auf die Erziehung des Kindes zu setzen, sondern auf die Versorgung der Familie. Natürlich ist das ein urzeitaltlich überholtes System und für heute nicht mehr wirklich gültig. Jedoch funktionieren Beziehungen heutzutage auch anders als damals. Die Erwartungen und Dynamiken die in modernen Beziehungen sind dementsprechend auch anders als noch vor z.B. 50 Jahren. Das ist auch einer der Hauptgründe, weshalb Paarbeziehungen heute mit anderen Problemen zu kämpfen haben als noch vor einigen Generationen.
Viele Paare berichten, dass sich ihre Kommunikation oft verschlechtert nachdem sie ein Kind bekommen. Schlechte Kommunikation führt oft zu destruktivem Streit, welcher sich wiederrum weiter negativ auf die Beziehung auswirkt. Dazu ein Beispiel aus unserer Paartherapie:
Max und Anne (Namen geändert), Anfang 30 , haben seit ca einem Jahr einen kleinen Sohn. Zu Beginn, berichtete Max, war alles aufregend und spannend für beide. Jeder versuchte die neue Situation mit dem Kind zu meistern und beide verstanden sich auch als stolze Eltern. Jedoch berichtete Max, dass er seine Frau auf die Art und Weise, wie er sie lieben und leben gelernt hatte irgendwie vermisse. Sie sei nicht mehr so zugänglich für ihn und er habe auch das Gefühl das Interesse an ihm sei stark zurückgegangen. Er fühle sich dadurch verletzt. Dadurch käme es oft zu Beschuldigungen im Alltag, welche Anne, aus ihrer Sicht überhaupt nicht nachvollziehen könne. Für sie käme es eher so rüber als sei er eifersüchtig auf ihr gemeinsames Kind, was sie als „lächerlich“ betitelte. Sie sagte auch, dass ihr Mann ihr gegenüber immer ungeduldiger und aggressiver geworden sei und sie auch das Gefühl habe, dass Max, seit sie Eltern geworden sind, nicht mehr der selbe sei.
In einem Gespräch während der Paartherapie wurde erst einmal deutlich was das eigentliche Problem zwischen Max und Anne war. Beide hatten zwar nur die besten Intentionen ihrer Elternrolle gerecht zu werden. Jedoch hatten beide übersehen, dass ihre persönliche Beziehung natürlich nicht einfach aufhört, wenn man ein Kind bekommt. Max hatte diese Realisation teilweise gemacht und war deshalb aufgebracht und enttäuscht. Anne war noch nicht so weit in dieser Realisation. Mithilfe der Paartherapie war es beiden möglich zu sehen welche Schritte sie unternehmen mussten, um in ihrer Beziehung wieder mehr das Paar in den Vordergrund stellen zu können, und nicht automatisch das Kind. So berichteten beide, nach einigen Sitzungen, dass sich ihre Kommunikation verbessert habe. Beide waren mehr in der Lage Techniken, die sie in der Paartherapie gelernt hatten einzusetzen um ihren alten Beziehungsstil wieder in den Vordergrund rücken zu lassen. Jedoch gaben auch beide an, dass sie ihrer Rolle als Eltern immer noch gerecht werden konnten.
Quellenhinweis: Redaktion MVZ Köln für Psychotherapie GmbH Odendahl & Kollegen
Hinweis: Der oben genannte Artikel ersetzt nicht den Besuch beim Psychologen, Arzt oder Therapeuten und ist nicht zur Selbsttherapie/-behandlung geeignet.
Aktuallisiert: 16.08.2017