Die meisten Menschen sehnen sich im Laufe ihres Lebens nach einer festen Beziehung und Partnerschaft. Körperliche Nähe, Intimität und Austausch mit dem Partner sind für viele Menschen ein wichtiger Faktor für Wohlbefinden und geistige sowie körperliche Gesundheit.
Zu Beginn einer Beziehung stehen meist das Kennenlernen des Partners, körperliche Nähe und Sexualität im Vordergrund. Leidenschaftliche Momente sind in dieser Zeit sehr intensiv und häufig, man sieht die Welt durch die sprichwörtliche „rosarote Brille“. Die Umwelt und nicht-partnerschaftliche Belange oder Probleme werden in dieser Zeit ausgeblendet oder vernachlässigt.
Nach einigen Monaten folgt dann meist schleichend die Ernüchterung: Die Aufregung und Spannung des gegenseitigen Kennelernens und des körperlichen Erlebens beginnen zu verfliegen, der „graue Alltag“ hält schrittweise Einzug. In dieser Zeit beginnen die ersten großen Veränderungen in der Beziehung. Man idealisiert den Partner und die Beziehung nicht mehr nur, sondern beginnt, auch negative Eigenschaften wahrzunehmen. Hat er schon wieder seine dreckigen Klamotten in der Wohnung verteilt anstatt sie aufzuräumen? Hat sie mal wieder die Zahnpasta offengelassen, obwohl sie genau weiß, wie sehr ihn das stört? Wurde das dreckige Geschirr schon wieder oben auf die Spülmaschine gestellt, anstatt es kurz in die Maschine zu räumen?
Dieser Übergang von der rosaroten Phase in die langfristige Partnerschaft ist ein kritischer Moment für jede Beziehung. Nicht wenige Paare trennen sich in diesem Abschnitt, weil einem oder beiden Partnern die Leidenschaft und das Knistern aus den Anfängen der Beziehung fehlen während gleichzeitig das Konfliktpotenzial immer weiter zunimmt.
Ab dieser Phase ist es deswegen besonders wichtig dem Partner gegenüber auch eine gewisse Toleranz zu zeigen, wenn es zu Konflikten kommt. Es bringt nichts, stur auf den eigenen Ansichten zu beharren und diese um jeden Preis gegenüber dem Partner durchsetzen zu wollen. Wer bereits kleine Abweichungen von der eigenen Routine als Angriff erlebt und den Partner deswegen einen Streit beginnt, wird vom Partner schnell als bestimmend, rücksichtslos und wenig einfühlsam erlebt. Auf Dauer wird keine Beziehung solch einen Zustand überstehen. Ein gewisses Maß an Verständnis für die Eigenheiten des Partners ist daher entscheidend für eine lange und glückliche Beziehung.
Manchmal hilft jedoch auch Verständnis allein nicht weiter. In diesen Momenten ist es von großer Bedeutung mit dem Partner zu kommunizieren. Gelingt erfolgreiche Kommunikation in einer Partnerschaft, lassen sich Konflikte vermeiden und die Partner können sich besser aufeinander einstellen. Dies stärkt den Zusammenhalt und ist eine wichtige Voraussetzung für eine lange und glückliche Partnerschaft.
Zunächst ist es dabei sehr wichtig mit dem eigenen Partner überhaupt über die eigenen Kommunikationsweisen zu sprechen. Sind Sie ein harmoniebedürftiger Mensch, der Konflikte eher vermeidet damit bloß keine Spannung entsteht? Fällt es ihrem Partner vielleicht schwer Unangenehmes anzusprechen, weil schon während der Erziehung alles immer unter den Teppich gekehrt wurde? Oder agiert ihr Partner – ganz im Gegenteil – vielleicht sogar manchmal zu forsch und formuliert dann extreme Forderungen?
Gerade besonders harmoniebedürftige Menschen neigen oft dazu, störende Dinge und Probleme nicht direkt anzusprechen, da sie Streit um jeden Preis vermeiden wollen. Dies ist auf Dauer allerdings keine funktionale Strategie. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem sich zu viele Dinge angestaut haben. Aus leichten Ärgernissen erwächst immer weiter wachsender Frust. Schließlich braucht es nur noch eine winzige Kleinigkeit, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Der dann folgende Streit ist meist um ein Vielfaches gravierender für die Beziehung: der anklagende Partner redet sich im Laufe des Gesprächs nicht selten in Rage und entlädt die gesamte Wucht seiner Gefühle mit einem Mal auf den Partner.
Der angeklagte Partner wird von der Wucht und Anzahl der Vorwürfe meist überrascht. Oft kommt ein Gefühl der Ungerechtigkeit hinzu, weil die nun plötzlich vorgetragenen angestauten Angelegenheiten von ihm nie als Probleme, sondern als normal angesehen wurden, da ja nie ein Gespräch erfolgte, wenn sie auftraten.
Umgekehrt ist aber auch beim direkten Ansprechen von Problemen Vorsicht geboten: wenn der Partner über jedes noch so kleine Vorkommnis sprechen möchte, stellt sich schnell ein genervt-sein beim Partner ein. Man reagiert zunehmend negativer und ablehnender auf den Partner, welcher sich wiederum unverstanden und vernachlässigt fühlt. Es beginnt eine Abwärtsspirale, die sogar so weit führen kann, dass eine Beziehung scheitert oder einer Paartherapie bedarf.
Generell gilt es bei der partnerschaftlichen Kommunikation einen gesunden Mittelweg zu finden, Extreme zu vermeiden und sich offen und flexibel gegenüber dem Partner zu zeigen. Nur so kann man sich unvoreingenommen aufeinander einlassen und Probleme gemeinsam lösen, anstatt gegeneinander zu arbeiten und womöglich die Beziehung ernsthaft zu gefährden.
Für die Kommunikation in einer Partnerschaft ist es als Erstes sehr wichtig über die eigenen Kommunikationsschwächen und die des Partners Bescheid zu wissen. So kann man sich darauf einstellen und entwickelt ein besseres Verständnis für die Eigenheiten des jeweils Anderen. Wenn ihr Partner schweigt, weil er damit einen Konflikt vermeiden möchte, ist es vielleicht an Ihnen den ersten Schritt zu machen, um Probleme anzusprechen und zu lösen, bevor sie sich aufstauen und irgendwann in einem schweren Streit hervorbrechen.
Zusätzlich kann es hilfreich für die gemeinsame Kommunikation sein Regeln aufzustellen. So schaffen sich Partner einen neutralen Grund, auf dem sie ohne Wertung oder Verurteilung frei und unvoreingenommen miteinander sprechen können.
Partnerschaften, in denen eine gute Kommunikation miteinander gepflegt wird, haben deutlich bessere Chancen beziehungsgefährdende Konflikte erfolgreich zu bewältigen und bleiben daher meist deutlich länger bestehen als Beziehungen, in denen nur wenig oder gar nicht miteinander über Probleme gesprochen wird.
Befindet sich eine Beziehung aufgrund von Kommunikationsproblemen in einer Krise, kann eine Paartherapie helfen. Im Rahmen der Therapie erhalten beide Partner in Zusammenarbeit mit dem Paartherapeuten die Möglichkeit ihre dysfunktionalen Kommunikationsmuster zunächst aufzudecken und zu verstehen. Anschließend erarbeiten die Partner gemeinsam Ziele, die sie in der Therapie erreichen wollen. Zuletzt werden zusammen mit dem Therapeuten die Möglichkeiten ausgelotet mit denen sich die angestrebten Ziele erreichen lassen. Bei konsequenter Mitarbeit der beiden Partner kann sich das Kommunikationsverhalten bereits nach wenigen Stunden/Sitzung deutlich verbessern. Konflikte können wieder rechtzeitig und in beiderseitigem Einverständnis geklärt oder sogar frühzeitig vermieden werden. Die Beziehungssituation kann sich so wieder entspannen und eine Entlastung beider Partner wird möglich.
Quellenhinweis: Redaktion MVZ Köln für Psychotherapie GmbH Odendahl & Kollegen
Hinweis: Der oben genannte Artikel ersetzt nicht den Besuch beim Psychologen, Arzt oder Therapeuten und ist nicht zur Selbsttherapie/-behandlung geeignet.
Aktuallisiert: 16.08.2017