Nicht selten hört man, dass Frauen durchschnittlich sensibler, emotionaler und beziehungsorientierter in Partnerschaften agieren als ihr männliches Pendant.
Harmonie wird, in der Hoffnung auf einen Anstieg der Beziehungsqualität und zur Vermeidung von Konflikten, notfalls künstlich hergestellt und aufrechterhalten.
Unter anderem kann sich dies im Bereich der Sexualität bemerkbar machen. Und zwar dann, wenn „Frau“ eigentlich keine Lust verspürt und sich dennoch ihrem drängenden Partner zur Verfügung stellt. Die eigenen Bedürfnisse nach Ruhe und Selbstbestimmtheit werden ignoriert oder verdrängt, die Konfrontation mit den Ursachen der eigenen Unlust vermieden. Dieses sexuelle Ungleichgewicht kann schnell zu einem Beziehungsproblem werden. Die verdrängten inneren Bedürfnisse, Funktionsdruck, aber auch die Entscheidung sich nicht mehr dem Partner aus Rücksichtnahme hingeben zu wollen, können negative Auswirkungen auf das Beziehungsgefüge haben. Diverse Ansätze der Sexual- bzw. Paartherapie widmen sich diesem Problem.
Nach R. Maß und R. Bauer gibt es drei Bedingungen, die eine gelungene weibliche Sexualität ermöglichen:
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Das selbstbestimmte Verfügen über den eigenen Raum: „Ich bestimme über meine Bedürfnisse und Grenzen“
Die weibliche Sexualität spielt sich vor allem im Körperinneren ab: die Frau gewährt ihrem Partner Einlass in ihren persönlichen Raum. Ein zur Verfügungstellen dieses Raumes ohne es selbst wirklich zu wollen wird als „Funktionieren“ bezeichnet.
Vor lauter Einfühlungsvermögen und Aufopferungsbereitschaft werden die eigenen Wünsche stets hinten angestellt, nicht nur in der Sexualität. Was „Frau“ wirklich möchte und wo sie ihre Grenzen setzt, ist ihr in diesen Momenten oft nicht bewusst. Unlust kann dann als Signal des Körpers verstanden werden, der eine aktive Rolle übernimmt und eine Grenze im persönlichen Bereich der Frau zieht, um das reine Funktionieren zu unterbinden und die eigenen Wünsche zu schützen.
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Das Wiedererlangen der Subjekthaftigkeit: „Wie fühle und erlebe ich mich als Frau?“
Das Gegenstück der Subjekthaftigkeit ist die Objekthaftigkeit, in der eine Frau ihre Weiblichkeit und damit ihren Körper über das vorherrschende weibliche Schönheitsideal der Gesellschaft definiert. Oft mit kritischer Haltung und gnadenlosem Urteil über sich selbst. Sie erlebt sich in der eigenen Sexualität entfremdet, möchte so funktionieren, wie es von einer Frau erwartet wird; so aussehen, wie Medien es vorgeben. Die eigenen Bedürfnisse werden nicht wahrgenommen. Die Subjekthaftigkeit hingegen bietet die Möglichkeit die eigenen Interessen zu identifizieren und das eigene Selbsterleben zu entdecken. Fragen wie: „Wie erlebe ich mich als Frau“ oder „Was interessiert mich als Frau“ helfen dabei, Vorlieben und Bedürfnisse zu erkennen, damit diese nach außen transportiert werden können.
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Die liebevolle Beziehung zu sich selbst: „Ich bin wertvoll“
Es ist wichtig, dass Frau versucht, sich weitestgehend unabhängig von der Bestätigung anderer zu machen und zu lernen negative Gefühle – beispielsweise nicht von allen gemocht zu werden – auszuhalten. Es allen, und vor allem dem Partner, stetig Recht machen zu wollen ist ein unerreichbares und kein erstrebenswertes Ziel. Der dadurch entstehende Anpassungsdruck und das maschinistische Funktionieren können hingegen Lustlosigkeit erzeugen.
Zusammenfassend können die oben genannten Bedingungen dazu beitragen, Autonomie über das eigene Fühlen und Handeln zu erlangen, um Fremdbestimmung entgegenzuwirken. In Partnerschaften kann sich dies vorteilhaft auf das sexuelle Erleben sowie die Beziehung im Allgemeinen auswirken.
(Quellenhinweis: Reinhard Maß/Renate Bauer: Lehrbuch Sexualtherapie, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart, 2016.)
Hinweis: Der oben genannte Artikel ersetzt nicht den Besuch beim Psychologen, Arzt oder Therapeuten und ist nicht zur Selbsttherapie/-behandlung geeignet