Die Frage, ob eine Ehe zu retten ist oder man fortan getrennte Wege gehen sollte, muss eigentlich jedes Paar für sich beantworten oder kann eine Paartherapie beantworten, sobald es vor dieser Frage steht. Was für die einen ein garantierter Deal Breaker ist, muss für die anderen noch nicht der metaphorische Todesstoß sein. Fest steht jedoch: Beide sollten daran interessiert sein das Ruder rumzureißen um die Beziehung zu retten. Eine:r alleine kommt hier nicht weit.
Beziehungskrise – was tun? Gehen oder bleiben?
Die Entscheidung, eine Ehe für gescheitert oder beendet zu erklären, ist keine leichte und sollte weder leichtfertig getroffen noch ausgesprochen werden. Hat sich der Gedanke erstmal aufgetan, ist es aber sinnvoll, ihm nachzugehen und zu analysieren, wo er herkommt. Gab es einen krassen Vertrauensbruch wie ein Seitensprung oder verheimlichte finanzielle Probleme, kann es schwieriger sein und mehr Arbeit erfordern, die Beziehung zu retten und zu einem glücklichen Zusammenleben zurückzukehren. Hat man sich nur aneinander gewöhnt, langweilt sich irgendwie ein bisschen gegenseitig und hat sich eigentlich einfach nichts mehr zu sagen? Hier stehen die Chancen gut, dass sich altbekannte Gefühle wieder aufwecken lassen.
Das sind natürlich nur zwei relativ extreme Enden einer Skala. Alles dazwischen ist möglich und die Gründe für den Wunsch nach Trennung sind so vielfältig wie die Beziehungen selbst. Wichtig ist aber immer, für sich selbst zu entscheiden, wo der „Point of no return“ erreicht ist: Werde ich über das Geschehene hinwegkommen können oder bin ich zu verletzt? Wie sinnvoll die Fortführung dieser Beziehung ist, ist dann fraglich, denn zur Rettung einer Ehe muss viel Energie aufgebracht werden. Steht man nicht zu 100 Prozent hinter seiner Entscheidung, ist dieser Kraftaufwand unendlich mal schwieriger und wenig erfolgsversprechend.
Auch gibt es gewisse Umstände, die eigentlich immer für eine Beendigung statt Rettung einer Ehe sprechen. Dazu gehört vor allem Gewalt jeder Art, also neben körperlicher auch psychische und emotionale Gewalt. Ist der:die Partner:in hier nach ernsten Gesprächen nicht zur Veränderung bereit, gibt es kaum eine Aussicht darauf, die Ehe wieder zum positiven zu wenden.
Wir wollen! Was nun?
Die Basis aller Eherettung ist: Reden. Reden, reden, reden. Über Gefühle, Gedanken, Sorgen und Bedürfnisse. Erst recht, wenn ein Vertrauensbruch im Raum steht. Die:der Partner:in muss sich für die Gefühle und den Schmerz des:der Betrogenen öffnen, auch wenn das zuweilen unangenehm für beide werden kann. Aber auch wenn man sich auseinander gelebt hat und wieder zueinander finden möchte, ist Kommunikation der Schlüssel. Nicht die Gespräche über die Kinder, oder wer den Wocheneinkauf erledigt, sondern diese tiefgründigen Gespräche, die man meist am Anfang einer Beziehung führt: Was wünschst du dir vom Leben, wie geht es dir wirklich, wie fühlst du dich? Fällt es schwer, Zeit für diese Gespräche zu finden, kann eine Terminierung helfen: Pro Woche wird z.B. eine Stunde (bei Bedarf auch mehr) fest reserviert, in der sich die Partner:innen an ihren Innenleben teilhaben lassen.
Manche Paare müssen das Pärchen-Sein neu lernen. Zwischen Alltag, Arbeit und Kindern kann es passieren, das die Zweisamkeit zu kurz kommt und man sich mehr zu Mitbewohner:innen entwickelt, die sich sehr gerne mögen. Daten Sie sich wieder, und zwar regelmäßig! Ob Kino, ein ausgedehnter Spaziergang, der Aufbau eines gemeinsam ausgesuchten Lego-Sets oder ein gemeinsamer Tag im Wellness Spa ist egal – auch ein Filmabend auf dem Sofa (ohne Kinder) bietet die Gelegenheit, einfach mal wieder Zeit zu zweit zu verbringen, sich gegenseitig auf den neusten Stand zu bringen und der Beziehung die Aufmerksamkeit zu geben, die sie verdient.
Geduld und Zeit – fast so wichtig wie Kommunikation
Die Rettung einer Ehe funktioniert nicht von jetzt auf gleich, selbst wenn beide den Wunsch dazu haben. Eine Ehe ist auch ohne Krise Arbeit, und wenn sich einmal Probleme eingeschlichen haben, dauert es manchmal Wochen, Monate oder sogar Jahre, bis die Beziehung beide Partner:innen wieder wirklich zufrieden stellt. Geben Sie sich gegenseitig ein bisschen Zeit und erwarten Sie keine wundersame Besserung innerhalb weniger Tage. Ehrlichkeit und eine offene Kommunikation miteinander steigern die Chancen enorm, wieder dauerhaft zueinander zu finden, gestärkt aus dieser schweren Krise herauszugehen und das gemeinsame „bis ans Ende aller Tage“ zu leben.