Bereits der bekannte Psychoanalytiker Sigmund Freud erkannte die Bedeutung und Wichtigkeit von Sexualität.
Er sah sie als reine Antriebskraft des Menschen und nach und nach adaptierten viele weitere Theoretiker diesen Ansatz und stellten sie sogar in den Mittelpunkt der Selbstverwirklichung des Menschen. Ab den 50iger Jahren rückte so das Thema Sex immer weiter in den Fokus und seit diesem Zeitpunkt schossen viele psychologische Verfahren aus dem Boden die mit verschiedenen Therapien rund um den Körper, Atemtechniken und Bewegungen das Ziel verfolgten unsere Aufmerksamkeit auf die Sexualität zu lenken. Von hier an ging es nun nur noch darum sexuelle Blockaden zu lösen und möglichst oft und möglichst häufig intensive Orgasmen zu erleben. Plötzlich wurde sexuelle Lust und Glück in einer Partnerschaft als gleichgestellt empfunden – wer also keine regelmäßigen sexuellen Extasen erlebte, konnte mit seinem Partner nach damaligen Verständnis nicht mehr glücklich sein. Paartherapien und Sexualtherapien wurden immer bekannter und gefragter.
Miteinander zu einem Höhepunkt sexueller Befriedigung zu gelangen gilt auch heutzutage als Inbegriff glücklicher Partnerschaften. Dies mag zum einen an der Entwicklung liegen, offener und hemmungsloser mit dem Thema Sex umzugehen, zum anderen aber auch an der Entwicklung länger kinderlos zu bleiben. Viele Paare entscheiden sich erst sehr spät dafür ein Kind zu bekommen oder bleiben ganz kinderlos. Und durch die Abwesenheit von Kindern und somit weiterer anspruchsvoller Verantwortung bleibt der Hauptaugenmerk vieler Paare so eher auf ihrer sexuellen Beziehung zu einander. Ihre Aufmerksamkeit wird nicht mehr so stark von einer Familienplanung absorbiert wie es gegeben falls früher der Fall war. Damit ist also auch der Fokus der Sexualität von ihrer Hinordnung auf den Nachwuchs gerutscht und hat einen ganz anderen Stellenwert in Partnerschaften gewonnen. Doch mit dieser Entwicklung sind auch andere Probleme entstanden. Manche sprechen sexuelle Flauten oder andere Problem in diesem Bereich offen an und suchen Hilfe bei Therapeuten in Praxen.
Aber eine Vielzahl an Menschen beziehungsweise Paare verschweigen sie mit großer Scham und das obwohl unsere Gesellschaft heute als so offen erlebt wird!
Vielleicht muss man sich genau an diesem Punkt fragen, ob es nicht eben genau diese gesellschaftliche Offenheit ist, die neue Probleme zu Tage fördert. Fast in allen Domänen kommen wir mit Sex in Berührung: Werbung, Zeitschriften oder Pornographie im Internet. Zwar scheint die Entwicklung hin zur Offenheit eine gute und erwünschte zu sein, aber wenn gleichzeitig eine Überzeichnung oder Überbetonung der Sexualität stattfindet, schadet uns das eher als das es helfen mag. In vielen Filmszenen oder Zeitschriften sind genau Anleitungen zu sehen, wie etwas wann im Bett passieren sollte und wenn man diesem „Standard“ nicht entspricht, kommt es schnell zu frustrierenden Erlebnissen oder Einstellungen. Schnell bildet sich die Annahme, das was man dort sähe, sei die Norm. Und wenn man als Paar nun mal nicht in diese Norm reinpasst, dann wird plötzlich gar nicht mehr so offen mit dem Thema umgegangen, was die Problematik nur zirkulär verstärkt. In diesem Fall ist es nur auf jeden Fall ratsam trotz allem die Probleme offen anzusprechen und sich trotz Hemmungen eventuell auch professionelle Hilfe zu suchen, zum Beispiel im Rahmen einer Sexualtherapie.
Quellenhinweis: Jellouschek, H. (2014). Die Kunst, als Paar zu leben. Herder.
Hinweis: Der oben genannte Artikel ersetzt nicht den Besuch beim Psychologen, Arzt oder Therapeuten und ist nicht zur Selbsttherapie/-behandlung geeignet.