Mit der Einführung des Gesetzes zur „Ehe für alle“ wird homosexuellen Paaren in Deutschland künftig nicht bloß die Eheschließung erlaubt, sondern auch die Adoption von Kindern, selbst dann, wenn es sich nicht um ein leibliches Kind eines der Partner handelt.
Das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare wird hierzulande oft kontrovers diskutiert. Viele der angeführten Kritikpunkte entsprechen dabei jedoch absolut nicht der wissenschaftlichen Faktenlage, so Psychoanalytikerin Inge Seiffge-Krenke (68).
Der wohl am häufigsten gegen ein Adoptionsrecht von gleichgeschlechtlichen Paaren angeführte Grund sind Bedenken bezüglich des Kindeswohls. Oft wird unterstellt, Kinder von gleichgeschlechtlichen Paaren hätten unzumutbar stark unter der Lebensweise ihrer Eltern zu leiden. Tatsächlich lässt sich nicht zeigen, dass schwule oder lesbische Eltern weniger gut für ihre Kinder sorgen. Auch dafür, dass sich Kinder aus solchen Familien anders entwickelten, gibt es keinerlei Hinweise. Das einzige Spannungsfeld für die Kinder stellt die Phase der sexuellen Selbstfindung während der Pubertät dar. Hier stehen die Kinder unter enormem Erwartungsdruck. Sind sie homosexuell, bestätigen Sie alle Erwartungen ihres Umfelds. Sind sie heterosexuell, weichen sie von ihren Eltern ab und haben Angst, sie zu enttäuschen.
Durch diese komplizierte Gemengelage kommt es zwar durchaus vor, dass Kinder homosexueller Paare Diskriminierung ausgesetzt werden. Hier ist es jedoch extrem wichtig, nicht Ursache und Folge zu verwechseln! Wenn Kinder für ihre schwulen oder lesbischen Eltern diskriminiert werden, ist dafür nicht die sexuelle Orientierung der Familie verantwortlich, sondern die gesellschaftlichen Einstellungen und Rollenbilder des Umfelds!
Neben Vorbehalten aufgrund der sexuellen Orientierung haben vor allem schwule Paare noch mit einem weiteren Vorurteil zu kämpfen: Kann ein Mann ein Kind überhaupt richtig erziehen?
Allgemeinhin gelten Frauen hierzulande als alleinige Instanz, wenn es um die Erziehung von Kindern geht. Frauen müssen wissen, wie man ein Kind erzieht, schließlich bringen sie es zur Welt und verbringen auch heute noch die mit Abstand meiste Zeit mit dem Nachwuchs. Männer dagegen gelten oft als unvorsichtig und unbedacht im Umgang mit dem Kind.
Dieses klassische, klischeehafte Rollenbild des Vaters prägt auch heute noch viele Mütter. Sie trauen ihren Partnern nicht zu, Verantwortung für das Kind zu übernehmen. Außerdem kann so Konkurrenz vermieden werden. Kindererziehung ist nach wie vor eine Frauendomäne, die Mütter gerne auch mit allen Mitteln als ihren höchst eigenen Kompetenzbereich verteidigen.
Doch dieses Bild wandelt sich. In den vergangenen Jahren zelebrieren immer mehr Männer ihre Vaterschaft. Sie gehen in Elternzeit, kümmern sich um Haushalt, Kind, die Schule, Arztbesuche. Sofern Männern das Feld von der Mutter überlassen wird, kümmern sie sich ebenso liebe- und verantwortungsvoll um ihre Kinder.
Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern zeigen: auch in schwulen Paaren entwickeln sich Kinder ebenso gut oder schlecht wie in heterosexuellen Familien. Auch Ängste vor dem Fehlen weiblicher Rollenbilder sind unbegründet. Zwei Elternteile sind sich nie gleich, selbst in homosexuellen Partnerschaften nicht. Der eine ist dann mehr Papa, der andere mehr Mama.
Quellenhinweis: Redaktion MVZ Köln für Psychotherapie GmbH Odendahl & Kollegen
Hinweis: Der oben genannte Artikel ersetzt nicht den Besuch beim Psychologen, Arzt oder Therapeuten und ist nicht zur Selbsttherapie/-behandlung geeignet.
Aktuallisiert: 16.08.2017