Die digitalen Medien ermöglichen den Menschen in einer vielfältigen Form eine Beziehung anzufangen, aufzubauen und zu führen. 95% der modernen Bevölkerung benutzt ein Smartphone, welches es einem ermöglicht, konstant, unbegrenzt und kostengünstig Nachrichten zu verschicken. Viele, vor allem junge Paare, haben ständig Kontakt über Facebook, WhatsApp, Telegram oder ähnlichem. Es hat den Alltag sehr stark verändert. Nicht nur, dass Menschen sich immer öfters über Textnachrichten, Fotos und Videos kennenlernen, vielen ermöglicht die digitale Nutzung von Smartphones und co. auch die Aufrechterhaltung einer Beziehung. Selbst in Fernbeziehungen sind die Lebenspartner jederzeit erreichbar. Rein theoretisch betrachtet, ist das Internet für die Beziehung eine Erleichterung. Man kann sich besser verständigen, Aob das ein Vorteil oder ein Nachteil ist, hängt ganz davon ab, wie mit dieser Möglichkeit der ständigen Erreichbarkeit umgegangen wird. In der Paartherapie kann beispielsweise der Umgang mit digitalen Medien in der Partnerschaft ganz konkret eingesetzt werden, um an der Beziehung zu arbeiten und die Kommunikationsqualität zu verbessern. Die Möglichkeiten, die uns die digitale Vernetzung bieten, sind vielseitig nutzbar. Sie birgt jedoch auch viele Gefahren, daher ist das Einüben von bewusster und achtsamer Nutzung dieser Medien oft sinnvoll und hilfreich für die Paarbeziehung.
In den modernen Zeiten ist es immer selbstverständlicher geworden, den ganzen Tag erreichbar und vernetzt zu sein. Auch auf Beziehungen haben das Internet und die damit verbundene ständige Erreichbarkeit einen großen Einfluss. Obwohl diese Entwicklung der digitalen Vernetzung vielen Paaren bessere Möglichkeiten, sich nahe zu sein, bietet, hat sie gleichzeitig auch das Problem der Eifersucht und des Misstrauens geschaffen. Wir können unseren Partner/ unsere Partnerin nicht nur rund um die Uhr erreichen, sondern ebenfalls rund um die Uhr kontrollieren. Sieht der eine zum Beispiel, dass der Partner online war aber trotzdem nicht auf die Nachricht geantwortet hat, entsteht Misstrauen, Verletzung und kann häufig zu Streit oder gravierenden Konflikten führen. Das Problem dabei ist die Erwartungshaltung. Oftmals wird erwartet, dass Nachrichten schnell beantwortet werden sollen, ansonsten gibt es Stress vom Partner und destruktive kreisende Gedanken tauchen auf wie: Warum antwortet der Partner nicht, was macht er / sie, ignoriert er mich, ist er / sie wütend auf mich? Oft kommt es zu Streit wegen solcher Kleinigkeiten was für den Partner, der wahrscheinlich einfach nur mit etwas anderem beschäftigt war, sehr stressig werden kann aber auch auf Unverständnis stößt. Daran kann sich von beiden Seiten sehr schnell Misstrauen entzünden.
Dies wirft die Frage auf, ob es sich wirklich lohnt mit dem Partner den ganzen Tag zu kommunizieren, oder ob es besser wäre wenn man zwar sporadisch schreibt, aber generell nicht erwartet, dass der Partner sofort und ausgiebig antwortet. Die Antwort liegt – wenn es so formuliert wird – natürlich auf der Hand. Es ist sinnvoller nur sporadisch zu schreiben. Natürlich ist es schön die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Partners zu haben, auch dann wenn man sich nicht gegenüber sitzt. Jedoch kann es dann dazu führen, dass man sich abends gegenüber sitzt und schon das Gefühl hat, alles darüber zu wissen, was der Partner an dem Tag gemacht, mit wem gesprochen, was gedacht und wie reagiert hat. Ein solcher ausführlicher Bericht kann dazu führen, dass an dem besagten Abend – wenn man sich gegenüber sitzt – Langeweile entsteht. Als Resultat der Langeweile beziehungsweise der Stille schlussfolgert man irrtümlicherweise schnell, dass man sich ja nichts mehr in dieser Beziehung zu sagen hat. Ein solches Gefühl oder ein solcher Gedanke wird häufig so missinterpretiert, dass mit der Beziehung etwas nicht in Ordnung ist, was über kurz oder lang zu Streit und Konflikt führt. Im schlimmsten Fall kann sich die Spirale so zuspitzen, dass die Beziehung tatsächlich nicht mehr als tragfähig bewertet wird und nicht selten trennen sich die Paare daraufhin. In einer Paartherapie kann ihnen geholfen werden diesen Zyklus zu durchbrechen und ihnen Strategien an die Hand zu geben, die ihnen helfen können so miteinander umzugehen, dass die Zeit, die sie online in Kontakt treten, sich vermindert, ohne dass man das Gefühl hat, der Partner verliere das Interesse an einem. Und dass die Zeit, die man dann tatsächlich zusammen verbringt, gefüllt ist mit Gesprächsthemen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich anschweigt, weil man sich nichts zu sagen hat, sollte schwinden. Dadurch sollte dann auch im logischen Fall die Wahrscheinlichkeit nach Konflikt und Streit zurückgehen, denn es wird keine Problematik wahrgenommen, man hatte sich schließlich was zu sagen.
Die Internetnutzung führe vor allem im Bereich der Partnersuche zu tiefgreifenden Veränderungen. Heutzutage werden Online Programme wie „Tinder“, bei denen man schnell neue Bekanntschaften schließen kann, immer häufiger benutzt. Das Programm ist simpel und sehr beliebt. Man bekommt Fotos von Menschen zu sehen, die per Algorithmus zu einem passen könnten. Die andere Person bekommt ebenfalls Fotos von einem zu sehen. Wenn beide den anderen gut finden, öffnet sich ein Chat Fenster und man kann ganz unverbunden und ohne irgendwelche Konsequenzen mit dem Menschen kommunizieren. Viele Menschen benutzen diese Programme für unverbindliche schnelle Beziehungen. Dadurch werden Beziehungen und Bekanntschaften viel schnelllebiger. Es ist einfach eine Person auszutauschen, wenn einem die neue Bekanntschaft Probleme macht oder zu kompliziert erscheint.
Dadurch verändern sich bei, vor allem jungen Menschen, die Erwartungshaltung an Beziehungen. Es erscheint einfacher eine unverbindliche Beziehung zu jemanden durch eine neue, aufregendere auszutauschen. Dadurch sind Paare weniger gewillt an Beziehungen zu arbeiten und auch weniger interessiert an ernsthaften, langfristigen Beziehungen. Die heutige Generation verschiebt also ihre Prioritäten was in Beziehungen für sie wichtig ist. Die Erfahrung steht heute im Vordergrund, nicht mehr die Aufrechterhaltung einer langfristigen Beziehung. Es ist auch interessant zu sehen, dass das Interesse an ständigem Kontakt mit einer Person stark abnimmt, umso länger man diese Person kennt. Viele Menschen geben auch an, dass sie durch das Internet verlernt haben langfristige Beziehungen einzugehen.
Alles in allem ist das Internet, was Beziehungen beziehungsweise Paartherapie angeht, ein zweiseitiges Schwert. Es gibt viele Anwendungsmöglichkeiten, die es einem ermöglichen an Beziehungen, vor allem an solchen, in denen man sich nicht regelmäßig sehen kann, zu arbeiten. Auf der anderen Seite desensibilisiert es uns und wir geben leichter auf. Das ist nicht automatisch negativ, jedoch sind Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen zwei Fähigkeiten, die in unserer Gesellschaft hoch anerkannt sind.
Bei uns in der Paartherapie können wir Ihnen helfen, den Umgang mit dem Medium Internet besser zu begreifen und besser in den Griff zu bekommen, damit es Ihnen als Werkzeug für Ihnen Beziehung dienen kann und nicht als Hindernis, welches dazu führt, dass mehr und mehr Spannungen und Konflikt zwischen zwei Partnern entstehen.
Quellenhinweis: Redaktion MVZ Köln für Psychotherapie GmbH Odendahl & Kollegen
Hinweis: Der oben genannte Artikel ersetzt nicht den Besuch beim Psychologen, Arzt oder Therapeuten und ist nicht zur Selbsttherapie/-behandlung geeignet.
Aktuallisiert: 16.08.2017