Die Anzahl der Nutzer von Online-Kontaktbörsen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.
Das größte Marktsegment im Bereich der Online-Kontaktbörsen sind Dating-Plattformen, sog. „Singlebörsen“. Die Profile der Teilnehmer werden dem Nutzer hier wir ein durchsuchbarer Katalog bereitgestellt, so dass potenzielle Partner eigenständig gesucht und selektiert werden können. Während im nicht-virtuellen Alltag häufig unklar ist, welche Personen am Partnermarkt tatsächlich „verfügbar“ sind und die Partnersuche eher auf zufälligen Begegnungen in sozialen Kontaktnetzwerken beruht, können potenzielle Partner am Online-Markt ganz gezielt ausgewählt werden.
Das lässt die Online-Partnersuche besonders effizient erscheinen. Ein weiterer Vorteil der virtuellen Partnersuche ist die weitaus größere Anzahl und Heterogenität gleichzeitig verfügbarer Kandidaten. Dies suggeriert dem Nutzer, dass für jeden, zu jedem Zeitpunkt und in jeder Lebenssituation, ein passender Partner verfügbar ist.
Dadurch wird es allerdings auch wahrscheinlicher, dass die Suche nicht abgebrochen wird, sobald ein zufriedenstellender Kandidat gefunden wurde. Vielmehr wird häufig parallel zu bereits bestehenden Kontakten immer weiter nach dem idealen Partner gesucht. Es besteht schließlich immer die Möglichkeit, dass zukünftig doch noch ein Kandidat gefunden wird, der noch besser zum Nutzer passt oder dessen Ansprüche noch besser erfüllt. Der Selbstdarstellung im Nutzerprofil kommt damit eine entscheidende Bedeutung zu. Hier besteht die Möglichkeit, sich auf den erste Eindruck hin, von seiner besten Seite zu zeigen, um die anderen Nutzern von der eigenen Attraktivität als potenzieller Partner zu überzeugen.
Der erste Eindruck entscheidet darüber, wie häufig ein Nutzer kontaktiert oder bereits vor der Kontaktanbahnung ausselektiert wird.
Ziel ist es daher, sich im Wettbewerb um Kontaktchancen bestmöglich zu präsentieren, wobei unaufrichtige Selbstdarstellungen im Online-Markt sehr viel wahrscheinlicher werden. Eine zu starke Optimierung der Selbstdarstellung reduziert wiederum die Wahrscheinlichkeit auf ein persönliches Treffen und damit auch auf das langfristige Ziel vieler Nutzer, der Realisierung einer Paarbeziehung im Offline-Alltag. Ein potenzieller Partner erwartet bei der ersten persönlichen Begegnung schließlich, dass sein gegenüber der Person entspricht, die er durch das Profil und den Nachrichtenaustausch auf der Dating-Plattform kennengelernt hat. Einschlägige Studien diesbezüglich zeigen, dass Personen, die auf der Suche nach einer langfristigen Beziehung sind und Offline-Treffen mit dem potenziellen Partner auch tatsächlich anstreben, in den Angaben ihrer Selbstdarstellung ehrlicher sind und auch mehr persönliche Informationen offenbaren als diejenigen Nutzer, für die das Online-Flirten im Vordergrund steht.
Gleichzeitig konnte jedoch auch gezeigt werden, dass Nutzer, die zugaben, weniger ehrlich in ihrer Selbstdarstellung zu sein, in ihrer subjektiven Wahrnehmung auch begehrenswerter auf andere Nutzer wirken. Es wird weiterhin davon ausgegangen, dass etwa 80% der Nutzer von Singlebörsen in Bezug auf physische Attraktivitätsmerkmale wie Alter, Gewicht und Körpergröße falsche Angaben machen. Dabei überschätzen Männer offenbar systematisch ihre Körpergröße und Frauen unterschätzen systematisch ihr Gewicht. Viele dieser Abweichung dürften bei einem Treffen im Offline-Alltag allerdings nur schwerlich bemerkt werden und es gilt festzuhalten, dass eine notwendige Voraussetzung für die Etablierung einer Paarbeziehung die Verlagerung des Online-Flirts in den Offline-Alltag ist. Darüber sind sich die meisten Partnersuchenden durchaus bewusst und entsprechend auch an einem ehrlichen Selbstbild interessiert, um ein mögliches Offline-Treffen nicht in einer Enttäuschung enden zu lassen.
Quellenhinweise: Zillmann, D. (2016). Von kleinen Lügen und kurzen Beinen. Selbstdarstellung bei der Partnersuche im Internet. Wiesbaden: Springer VS. Doi: 10.1007/978-3-658-13881-3
Hinweis: Der oben genannte Artikel ersetzt nicht den Besuch beim Psychologen, Arzt oder Therapeuten und ist nicht zur Selbsttherapie/-behandlung geeignet.