Jede Beziehung kommt irgendwann an einen Punkt, an dem die wahre Kunst darin besteht, dass die Routine des Alltags die Partnerschaft nicht dominiert.
Paare suchen unsere Praxis oftmals auf, wenn die Beziehung von immer wiederkehrenden Konfliktthemen und -mustern geprägt ist. Die Situation erscheint den Beteiligten in solchen Fällen wie festgefahren: „Wir streiten uns überwiegend über dieselben Themen. Ich wünschte manchmal, es wäre ein bisschen mehr wie zu Anfang unserer Beziehung – wir waren viel aufmerksamer.“
Im Rahmen einer Paartherapie in unserer Praxis lernen PartnerInnen, die Potenziale und Ressourcen ihrer Beziehung wieder bewusster wahrzunehmen. Nicht selten kommt es nämlich vor, dass sich Paare in konfliktreichen Zeiten in einer Art „Problemtrance“ befinden – eine Art Sackgasse, in der die Aufmerksamkeit allein auf die Konfliktthemen der Beziehung gerichtet ist. Hinter diesem Verhalten kann zwar durchaus die positive Absicht der Problemlösung stehen, jedoch führt selbst in diesem Fall die Fixierung des Problems oftmals unbeabsichtigt zur Verstärkung des Konflikts. Um diesen Teufelskreis zu unterbrechen und eine positivere Grundstimmung im Miteinander zu etablieren, helfen oftmals schon kleine Übungen und Gesten. Im Alltag wird vieles zur Selbstverständlichkeit und wir übersehen schnell, was wir an dem anderen besonders wertschätzen.
Des Weiteren verlernen wir nicht nur mit der Zeit Komplimente in einer Partnerschaft zu formulieren, sondern auch Lob und Ankerkennung für den anderen spürbar annehmen zu können.
So kann es schon eine große Veränderung bewirken, sich einmal am Tag bewusst zu fragen, was einem heute positiv am Partner aufgefallen ist. Leichter ist es vielleicht, wenn man diese Frage wie ein tägliches Ritual pflegt, beispielsweise beim Bahnfahren zur Arbeit oder vor dem Einschlafen. Entscheidend ist es, diese Gedanken dem Partner/ der Partnerin gegenüber zu äußern, damit diese für beide bewusst werden.
Durch die Betonung des Positiven in der Beziehung lösen sich die Konflikte der Beziehung natürlich nicht von selbst. Mehr Achtsamkeit für den Partner setzt in der Beziehung ein Gegengewicht zu den Konflikten, wodurch mehr Handlungs- und Interpretationsspielraum entstehen kann. Häufig werden die negativen inneren Reaktionen gegenüber dem Partner nämlich automatisiert und unbewusst ausgelöst, das heißt der Partner trifft einen „wunden Punkt“ und Sie werden sprichwörtlich unerwartet von Ihren Emotionen überrollt. Unter Umständen betrifft die Verletzlichkeit in gewissen Gefühlsdingen jedoch gar nicht Ihre Beziehung, sondern resultiert vielmehr aus Erfahrungen vergangener Partnerschaften oder der Kindheit. Durch kleine Übungen, wie sie oben beschrieben wurden, schaffen es Paare im Alltag ihre Wahrnehmung mehr auf das Positive in der Beziehung zu lenken und somit ihre Bewertungen und Reaktionen gegenüber dem Partner bewusst verändern und angemessen steuern zu können. Mit einer positiveren Grundstimmung können somit die Negativ-Erfahrungen relativiert werden und das Gefühl der Anfangszeit blüht ab und zu auch im stressigen Alltag wieder auf.
Quelle: Redaktion MVZ Köln für Psychotherapie GmbH / Odendahl & Kollegen
Hinweis: Der oben genannte Artikel ersetzt nicht den Besuch beim Psychologen, Arzt oder Therapeuten und ist nicht zur Selbsttherapie/-behandlung geeignet.