In der frühen Kindheit und Jugend werden viele Erfahrungen gemacht, die prägend für das spätere Beziehungsverhalten eines Menschen sind.
Für Nähe und Distanz, Zuneigung, Intimität und das Bedürfnis nach Sicherheit werden im Kindesalter die Grundsteine gelegt und im Jugend- und Erwachsenenalter weiter geformt und verändert. Nach Schindler, Hahlweg und Revenstorf (2013) bildet sich in dieser Zeit das sogenannte Beziehungskonzept, das Einfluss darauf hat, wen wir als Partner wählen und welche Erwartungen wir an die Partnerschaft und den Partner haben. Da jeder Mensch unterschiedliche Erfahrungen macht, ist auch jedes Beziehungskonzept einzigartig und meist nicht in allen Belangen mit dem des Partners kompatibel. Durch ein unterschiedliches Bedürfnis von Nähe und Intimität kann es schnell zu Konflikten oder Krisen kommen. Sobald sich die Enttäuschungen häufen und die Parteien aneinandergeraten, kann eine Paartherapie helfen ungelöste Konflikte anzugehen. Eine zu hohe Zahl an Ärgernissen führt dazu, dass man diese Erlebnisse mit dem Partner assoziiert und ihm negative Eigenschaften zuschreibt. In Streitsituationen äußert sich das meist durch übertriebene Verallgemeinerungen, wie zum Beispiel „Nie willst du dass wir zusammen etwas unternehmen.“ oder „Immer muss ich mich um den Abwasch kümmern!“. Hier ist es besonders wichtig die Handlungen des Partners nur in der akuten Situation zu betrachten und nicht zu generalisieren. Sinnvoll ist es auch sich in die Sicht des Partners hineinzuversetzen und sich sein Beziehungskonzept und seine Biografie vor Augen zu halten. Wieso benimmt er sich so, wie er sich benimmt? Betrachtet man die Dinge nur aus der eigenen Sichtweise, unterstellt man dem anderen schnell eine böse Absicht.
Konflikte bahnen sich nicht nur durch aufgestaute Frustration an, sondern besonders durch die meist aggressive Reaktion darauf. Dann hagelt es Vorwürfe, man wird beleidigend oder bestraft den anderen durch Liebesentzug. Das Problem daran ist, dass eine einmalige negative Äußerung dazu führt, dass der Effekt vieler positiver Gesten zerstört wird.
Daher ist es für eine harmonische Beziehung wichtig Kritik und Streit auf ein Minimum zu reduzieren.
Hier ist die offene Kommunikation zwischen beiden Partnern und ein situativer Umgang mit Problemen wichtig. Werden negative Verhaltensweisen nicht in der jeweiligen Situation behandelt, sondern verschleppt und in Konfliktsituationen immer wieder hervorgeholt, führt dies zu einer verstärkten Zuschreibung von negativen Eigenschaften des Partners. So ein Verhalten ist nicht zielführend und führt zu weiteren Konflikten. Daher sollte die vermittelnde Gesprächssituation in einer Paartherapie dazu genutzt werden solche destruktiven Kommunikationsmuster aufzudecken und letztendlich aufzulösen. Erst wenn ein Konflikt auf sachlicher Ebene ausgetragen wird, kann das Problem zielführend angegangen werden und der Partner ist möglicherweise eher bereit an seinem Verhalten zu arbeiten.
Quellenhinweis: Schindler, L., Hahlweg, K. & Revenstorf, D. (4. Auflage, 2013). Springer: Berlin Heidelberg.
Hinweis: Der oben genannte Artikel ersetzt nicht den Besuch beim Psychologen, Arzt oder Therapeuten und ist nicht zur Selbsttherapie/-behandlung geeignet.
Aktuallisiert: 16.08.2017