Ein unerfüllter Wunsch nach Kindern kann eine immense Belastung für eine Beziehung darstellen. Viele Paare mit Kinderwunsch erleben die eigene Kinderlosigkeit als Makel der Beziehung und wünschen sich nichts sehnlicher als endlich eigenen Nachwuchs zu haben. Dabei kann eine ungewollte Kinderlosigkeit des Paares mehrere Gründe haben: zum einen sind biologische Gründe denkbar, die dem Kinderwunsch des Paares im Wege stehen. Aber auch gesundheitliche Gründe oder berufliche, familiäre und andere Verpflichtungen können dazu führen, dass an das Kinderkriegen grade nicht zu denken ist. Die große Anzahl an Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin suggeriert dabei, dass kinderlose Paare auch keine Kinder haben wollen – oftmals ist dies jedoch nicht der Fall.
Viele Paare vermeiden dabei eine Auseinandersetzung mit diesem Problem, da es schwer fällt dieses heikle Thema offen anzusprechen, auch weil es oft Schambesetzt ist und die Ambivalenzen bei dieser wichtigen Entscheidung sehr groß sind. Allerdings ist ein unerfüllter Kinderwunsch in der Paarbeziehung ein Thema, dass sich unmöglich einfach wegschieben lässt und früher oder später thematisiert werden muss. Eine Paartherapie kann hier den Raum bieten das Thema Kinderwunsch offen anzusprechen und zu bearbeiten.
Während einige Paare Gespräche über dieses Anliegen vermeiden, haben andere Paare nur noch dieses eine Thema, das alle anderen Dinge in der Partnerschaft überlagert. Auch hier kann es sinnvoll sein professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen: Wenn der Kinderwunsch in der Warteschleife eine Dauerthema ist, führt dies zu Anhaltenden Spannung in der Beziehung. Vor allem Frauen setzten sich enorm unter Druck da sie ihre „biologische Uhr ticken hören“ und sich ab einer bestimmten Altersstufe als „zu alt für Kinder“ empfinden. Hinzu kommt, dass viele Paare ihren unerfüllten Kinderwunsch nicht mit Freunden und Verwandten kommunizieren, da sie erst bei erfolgreicher ihre Liebsten in Kenntnis setzten wollen.
Nicht nur der Druck dem man sich selber aussetzt, sondern auch der soziale Druck kann enorm sein. Die Eltern der Partner erwarten sehnlichst Enkelkinder, Freunde fragen „Wann ist es denn bei euch soweit?“ und die Schwester kann es kaum erwarten endlich Tante zu werden. Auch in der Darstellung nach Außen wird dem Paar die Problematik immer wieder vor Augen geführt. Auf Nachfragen von Freunden und Verwandten weichen Paare mit Aussagen wie „Gerade passt es nicht“ oder „Momentan ist für uns nicht der richtige Zeitpunkt“ aus.
Ziel einer Paartherapie ist zunächst die Standpunkte der Partner zu klären und festzustellen, welche Wünsche und Ängste vorhanden sind. Anschließend bietet die Paartherapie die Möglichkeit über Empfindungen der einzelnen Partner zu sprechen, denn gerade bei biologisch bedingter Kinderlosigkeit haben Partner oft mit Schuldgefühlen und Gefühlen der eigenen Unzulänglichkeit zu kämpfen. Ebenso kann eine Paartherapie bei Entscheidungsproblemen im Bezug auf Kinderwunsch helfen und Ängste und Sorgen bezüglich Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft abbauen. Genauso bietet eine Paartherapie den Rahmen, alternative Lebenskonzeptionen ohne Kinder zu entwickeln. Aber auch Möglichkeiten der künstlichen Fertilisation oder Adoption können nach Wunsch thematisiert werden.
Das paartherapeutische Setting bietet so allerhand Perspektiven das Thema Kinderwunsch anzugehen und von allen Seiten zu beleuchten, sodass eine für das Paar zufriedenstellende Lösung gefunden werden kann.
Quellenhinweis: Redaktion MVZ Köln für Psychotherapie GmbH Odendahl & Kollegen
Hinweis: Der oben genannte Artikel ersetzt nicht den Besuch beim Psychologen, Arzt oder Therapeuten und ist nicht zur Selbsttherapie/-behandlung geeignet.
Aktuallisiert: 16.08.2017